Stellen Sie sich vor, meine Frau hat im Radio eine Sonnenbrille gewonnen, die sie mir schenken möchte. Nicht irgendeine Sonnenbrille, sondern eine, die wohl niemals den Geist aufgibt, Superkräfte besitzt und selbst bei einer Sonnenfinsternis noch Schutz bietet. Sie jubelt – endlich kann ich meine Billigsonnenbrille entsorgen. Kein Murren mehr über zerkratzte Gläser oder dass ich mich mal wieder auf die Brille gesetzt habe. Aber ich? Ich bin skeptisch: Was, wenn die Gläser zu dunkel sind? Alles erscheint verschleiert, die Farben gedämpft – wie in einem schlecht gelaunten Film.

Liebe Leser, erinnern wir uns an das, was Paulus in 1. Korinther 13,12 sagt: „Jetzt sehen wir durch einen Spiegel in einem dunklen Bild, dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, gleichwie ich erkannt bin.“

Das ist ziemlich tiefgründig, wenn man darüber nachdenkt. Meine neue Sonnenbrille, so praktisch sie auch sein mag, lässt mich die Welt nur „stückweise“ erkennen, genau wie Paulus es beschreibt. Sie selbst kennen das ja bestimmt: Wir sehen die Dinge nicht so, wie sie wirklich sind, sondern durch einen Filter, der uns schützt, aber auch einiges verbirgt.

Diese Sonnenbrille könnte uns daran erinnern, wie wir oft durch das Leben gehen. Manchmal tragen wir im übertragenden Sinn Sonnenbrillen, die uns vor der vollen Realität schützen – vor den harten Wahrheiten oder den blendenden Herausforderungen des Lebens. Wir sehen die Welt und unsere Mitmenschen nicht immer klar und vollständig. Unsere Wahrnehmungen sind gefiltert durch unsere Vorerfahrungen, unsere Vorurteile oder sogar unsere Hoffnungen und Ängste.

Doch der Vers aus 1. Korinther gibt uns Hoffnung. Er verspricht, dass eines Tages alle Filter entfernt werden und wir alles klar sehen werden, „von Angesicht zu Angesicht“. Währenddessen können wir uns an unserer Sonnenbrille erfreuen und dabei auch Freude daran finden, wie sie die Welt verdunkelt, im Vertrauen darauf, dass Gott uns durch unsere unvollständige Wahrnehmung führt.

Also, das nächste Mal, wenn Sie eine Sonnenbrille tragen, denken Sie daran, wie sie Ihre Sichtweise verändert. Vielleicht bringt es Sie zum Schmunzeln, wenn Sie darüber nachdenken, wie viel größer und klarer die Welt ohne diese dunklen Linsen erscheinen wird, wenn wir sie einmal mit Gottes Augen sehen können. Und wer weiß, vielleicht erinnert Sie das daran, die eigene Brille ab und zu abzusetzen und die Welt so zu sehen, wie sie wirklich ist – voller Farben, Licht und Leben.

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