Zahnspangen-Apokalypse

Meine 11-jährige Tochter soll eine Zahnspange bekommen. Ein weiter Weg bis dahin. Denn ihr Kiefer ist zu klein und daher muss zuvor erst einmal der Gaumen mit einem Metallbügel etwas gedehnt werden. Das ist nicht nur ein neues Accessoire, sondern eine ganz eigene Welt voller Schrauben, Stangen und – wie sie es nennt – „Folterinstrumente“. Aber keine Sorge, der göttliche Arzt hat alles im Griff.

Es war ein typischer Montagmorgen, als wir zum Kieferorthopäden fuhren. Meine Tochter war wenig begeistert, während ich versuchte, sie mit einem Witz aufzuheitern. Die Praxis war voll von Kindern, die mit Metall im Mund und leicht verzweifelten Eltern daneben saßen. Man wusste nicht genau, wer dem größeren Streß ausgesetzt war – Kinder oder Eltern.

Der Kieferorthopäde selbst, ein freundlicher, junger Mann, mit einem unerschütterlichen Zahnpastalächeln, erklärte uns geduldig, was auf uns zukommen würde. „Es wird ein bisschen ziehen und drücken, aber am Ende wird das Lächeln strahlen wie der Himmel nach dem Regen“, sagte er. Meine Tochter sah ihn an, als hätte er gerade vorgeschlagen, sie in einen Drachen umzuwandeln.

Während der Prozedur konnte ich nicht anders, als an einen Bibelvers, Psalm 147,3 zu denken: „Er heilt, die zerbrochenen Herzens sind, und verbindet ihre Wunden.“ Klar, es geht eigentlich um seelische Wunden, aber in diesem Moment fühlte es sich passend an. Er war wie ein moderner Heiler, der die schiefen Wege der Zähne gerade rückte. Der Psalm ist daher eine wunderbare Erinnerung daran, dass Gott uns nicht nur in seelischen, sondern auch in physischen Nöten beisteht und zeigt Gottes Mitgefühl und Fürsorge für alle, die Leid erfahren. In der Bibel gibt es viele Beispiele, wo Gott Heilung und Trost schenkt, sei es durch direkte Wunder oder durch die Weisheit und Fähigkeiten, die er Menschen gibt. So wie Jesus die Kranken heilte und ihnen Hoffnung gab, so wirkt auch Gott durch Ärzte oder in diesem Fall vielleicht ja durch den Kieferorthopäden.

Nach einer gefühlten Ewigkeit und einigen gekonnten Handgriffen, war es geschafft. Die alte Apperatur wurde herausgenommen und ein neuer Metallbügel war drin und meine Tochter sah aus wie ein kleiner Roboter, der gerade ein Upgrade erhalten hatte.

Wir verließen die Praxis mit einer Tasche voller spezieller Reinigungsanweisungen und einem Gefühl der Erleichterung. Es war wie eine Mission erfüllt, ein kleiner Sieg in der endlosen Schlacht um gerade Zähne. Und wer weiß, vielleicht ist der göttliche Plan, dass durch diese Metallbügel nicht nur die Zähne, sondern auch das Vertrauen meiner Tochter geradegerückt wird.

Am Abend, als wir zusammen saßen, konnte meine Tochter nichts essen. Zu groß war der Druck auf den Kiefer und ich fragte mich für einen kurzen Moment: „Hat Gott eigentlich Zahnspangen erfunden?“ Gut, vielleicht nicht direkt, aber wie wir gesehen haben, gibt er zumindest den Menschen die Weisheit, solche Dinge zu entwickeln. Und wer weiß, vielleicht steckt hinter jeder Zahnspange auch ein kleines Wunder der Schöpfung.

Denn am Ende des Tages, egal wie schmerzhaft die Prozedur sein mag, wissen wir, dass wir in guten Händen sind. Sei es der Kieferorthopäde oder der göttliche Arzt, der über uns wacht und uns auf all unseren Wegen heilt und pflegt.

Und so schlafen wir ein mit dem Wissen, dass auch die kleinsten und schiefsten Wege irgendwann gerade werden. Amen.

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