Wunschautomat für Gebete

Vorgestern hatte ich eine Fortbildung mit dem vielversprechenden Titel: „Gott hat mein Gebet noch nie erhört“. Natürlich dachte ich sofort: „Endlich mal eine Veranstaltung, bei der ich mich nicht verstellen muss!“ Und da saß ich nun, online, zwischen all den anderen „frustrierten Betern“, die sich sicher auch schon gewundert haben, ob Gott ihre Gebete vielleicht im Spam-Ordner filtert.

Es ist ja wirklich zum Verzweifeln. Da betet man für schönes Wetter am Wochenende und was bekommt man? Regen. Man betet um Geduld mit dem Chef und was bekommt man? Noch mehr Geduld – mit dem neuen Projektleiter. Man betet um ein Zeichen und was bekommt man? Eine Autopanne. Das sind die Momente, in denen man sich fragt, ob Gott überhaupt zuhört oder ob er sich mit einem riesigen Eimer Popcorn in den Himmel gesetzt hat und unsere Missgeschicke wie eine himmlische Comedy-Show genießt.

Aber dann gibt es diese kleinen Momente, die man leicht übersieht. Der Kollege, der unerwartet einen Kaffee vorbeibringt, genau wenn man eine Pause braucht. Der Parkplatz, der plötzlich frei wird, direkt vor dem überfüllten Supermarkt. Oder das Kind, das einen zum Lachen bringt, wenn man einen schlechten Tag hatte. Diese kleinen Gesten, die zeigen, dass vielleicht doch jemand zuhört – aber eben nicht auf Abruf.

Denken wir an Paulus, der auch nicht immer das bekam, worum er bat. In 2. Korinther 12,9 sagt Gott zu ihm: „Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“ Paulus hätte sich wahrscheinlich auch lieber ein paar praktische Lösungen gewünscht, aber er lernte, dass die Gnade Gottes oft subtil und unerwartet kommt. Vielleicht ist das auch das, was wir in unserer Fortbildung mitnehmen sollten: Gott ist kein Wunschautomat, sondern eher wie ein guter Freund, der uns nicht immer gibt, was wir wollen, aber immer, was wir brauchen.

Also, wenn Sie das nächste Mal beten und das Gefühl haben, dass Gott Ihre Wünsche nicht erfüllt, denken Sie daran: Vielleicht hat er größere Pläne für Sie. Oder er weiß einfach, dass Sie die Geduld und die Erfahrung brauchen, die aus diesen unerfüllten Wünschen resultieren. Und wer weiß? Vielleicht sitzen wir in ein paar Jahren alle zusammen in einer Fortbildung mit dem Titel: „Gott hat meine Gebete erhört, aber anders als gedacht.“

Bleiben Sie also geduldig – ihr Gebet wird gerade bearbeitet!

Cookie Consent mit Real Cookie Banner