Haben Sie sich jemals dabei ertappt, wie Sie über jemanden urteilen? Keine Sorge, Sie sind nicht allein. Wir alle haben hin und wieder einen kleinen Pharisäer in uns. Die Pharisäer, die im Neuen Testament oft als selbstgerechte Gesetzeshüter dargestellt werden, sind eigentlich ein Spiegelbild unserer eigenen Schwächen und Vorurteile. Doch keine Angst, es gibt Hoffnung!
Stellen Sie sich vor, Sie sitzen in einem Café und beobachten die Menschen um sich herum. Da ist der laute Geschäftsmann, der die ganze Zeit am Telefon hängt, das junge Pärchen, das zu laut lacht und die ältere Dame, die mühsam ihren Kaffee umrührt. Plötzlich ertappen Sie sich bei Gedanken wie: „Warum kann der Mann nicht leiser sein?“ oder „Müssen die so lachen?“ Ja, der kleine Pharisäer in uns ist wach und aktiv.
Jesus erzählte das Gleichnis vom Pharisäer und dem Zöllner, um genau diese Selbstgerechtigkeit zu entlarven: „Der Pharisäer stellte sich hin und betete bei sich selbst so: ‚Ich danke dir, Gott, dass ich nicht bin wie die anderen Leute, Räuber, Ungerechte, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner.‘“ (Lukas 18,11). Der Zöllner hingegen stand fernab, wagte nicht einmal seine Augen zum Himmel zu erheben, sondern schlug sich auf die Brust und sagte: „Gott, sei mir Sünder gnädig!“ (Lukas 18,13).
Diese Geschichte erinnert uns daran, demütig zu sein und nicht über andere zu urteilen. Denn wer sind wir, dass wir uns über andere erheben? Jeder von uns hat seine eigenen Fehler und Schwächen. Der Pharisäer in uns kann uns jedoch auch eine wertvolle Lektion lehren: Er zeigt uns, dass wir immer Raum zur Verbesserung haben. Jeder Moment, in dem wir über andere urteilen, ist eine Gelegenheit zur Selbstreflexion.
Anstatt zu urteilen, könnten wir uns fragen: „Warum stört mich das Verhalten dieses Menschen?“ Oft sind es unsere eigenen Unsicherheiten und Vorurteile, die uns so reagieren lassen. Diese Momente der Selbstreflexion sind kostbar. Sie geben uns die Möglichkeit, uns zu ändern, geduldiger und verständnisvoller zu werden.
In der Bibel steht: „Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet. Denn mit demselben Gericht, mit dem ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden.“ (Matthäus 7,1-2). Lassen Sie uns diese Worte zu Herzen nehmen und den kleinen Pharisäer in uns als Chance zur Veränderung sehen. Es ist eine Einladung, liebevoller und gütiger zu werden – zu uns selbst und zu anderen.
Der Pharisäer in uns muss nicht unser Feind sein. Er kann unser Lehrer sein, der uns zeigt, wo wir wachsen können. Denn letztlich geht es darum, dass wir alle auf dem Weg der Besserung sind, Schritt für Schritt, Tag für Tag.
Also, das nächste Mal, wenn der kleine Pharisäer in Ihnen auftaucht, lächeln Sie ihm zu und sagen Sie: „Danke für die Lektion. Ich werde daran arbeiten.“
Amen.